LEGASTHENIE
PDF Drucken E-Mail

Was ist Legasthenie?



Legasthenie gilt in der internationalen Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (ICD-10) als umschriebene Entwicklungsstörung der Lese-Rechtschreib-Fertigkeiten bei normal entwickelter Intelligenz. Legasthenie ist ein komplexes Problem mit mehreren möglichen Ursachen. Leider sind auch viele Falschinformationen und sinnlose Therapievorschläge im Umlauf.

Auch Lehrer und Ärzte sind häufig unzureichend informiert, weil Legasthenie und allgemein umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten in ihrer Ausbildung nicht behandelt wurde. In Schulen werden Legastheniker daher häufig fälschlicherweise als lernbehindert, konzentrationsschwach oder faul angesehen, obwohl sie ebenso intelligent sind wie alle anderen auch und erleiden dadurch oft schwere psychologische und soziale Folgeschäden.

Gute Rechtschreibung ist eine der Voraussetzung für das Bestehen unseres Schulsystems. Nach der geltenden Verordnung für die Sekundarstufe I wird sogar in den naturwissenschaftlichen Fächern die Schulnote wegen Rechtschreibfehlern herabgesetzt. Ist die Legasthenie sehr ausgeprägt, so dass ein seelischer Schaden zu befürchten ist, wird eine außerschulische, individuelle Förderung und Therapie notwendig.


Was ist Legasthenie?

Was sind die LRS-Merkmale?

Eine Lese-Rechtschreib-Schwäche zeigt sich in der Regel deutlich zwischen dem zweiten und vierten Schuljahr. Es treten erhebliche Schwierigkeiten beim Lesen und/oder bei der Rechtschreibung auf. Ist durch Üben keine Besserung zu erzielen oder bekommt das Kind schlechte Noten in Deutsch (besonders bei Rechtschreibung in Diktaten) und hat bessere Leistungen in anderen Schulfächern ist ein Verdacht auf Legasthenie vorhanden. Legasthenie beinhaltet häufig allgemeine visuelle und/oder akustische Wahrnehmungsstörungen, visuelle Aufmerksamkeitsprobleme, Rhythmusstörungen und/oder Probleme der Grob- und Feinmotorik. Diese können bereits im Vorschulalter beobachtet werden, dürfen aber nicht mit Aufmerksamkeitsstörungen und Hyperaktivität verwechselt werden, die oft mit Legasthenie einhergehen.

Merkmale beim Lesen:

  • langsames bzw. mühsames Lesen von Wörtern
  • Probleme beim Verketten von Einzellauten zu Lautfolgen
  • zahlreiche Selbstkorrekturen
  • unbemerktes Lesen falscher Wörter
  • silbenweises Lesen von Wörtern
  • Worte oder Wortteile übersprungen
  • wortweises Lesen von Sätzen und Texten
  • häufiges Verrutschen in der Zeile
  • mangelnde Sinnentnahme beim Lesen

Merkmale beim Schreiben:

  • Zahlreiche Rechtschreibfehler (auch beim Abschreiben oder geübten Texten)
  • lautgetreue Verschriftlichung des Gehörten (z.B. "färtich" statt "fertig")
  • fehlende Verdopplung von Konsonanten (z.B. "könen" statt "können")
  • Verwechslung gestaltähnlicher Buchstaben (z.B.: "dlau" oder „plau“ statt "blau", „ain“ statt “ein“)
  • Verwechslung von Buchstaben, die ähnliche Laute repräsentieren (z.B.: "krün" statt "grün")
  • Auslassung von Buchstaben, so dass sich die Klanggestalt des Wortes ändert (z.B.: "Apfe" statt "Apfel")
  • Auslassung von ganzen Wörtern und längeren Wortteilen (z.B.: "Fernseh" statt "Fernsehzeitung")
  • Vertauschung der Buchstabenreihenfolge (z.B.: "Fabirk" statt "Fabrik")
  • Häufige Fehler bei der Wortdurchgliederung (z.B.: "Bager" statt "Bagger")
  • Schreibhemmung

Merkmale in der gesprochene Sprache:

  • Verwaschene Artikulation
  • stockendes Sprechen
  • Wortschatzarmut
  • Wortfindungsstörungen („Wie heißt es denn ...?“)
  • häufige Bildung von grammatisch bzw. syntaktisch falschen Ausdrücken

Merkmale in der Merkfähigkeit:

  • geringe visuelle Merkfähigkeit (z.B. beim Einprägen von neuen Wortbildern)

Merkmale in der Motorik:

  • Allgemeine Ungeschicktheit
  • verkrampfte Schreibhaltung
  • undeutliches Schriftbild
  • langsames Schreiben

Merkmale Verhaltensauffälligkeiten:

  • Konzentrationsschwäche
  • Schulangst
  • aggressive Ausbrüche
  • spielt den 'Klassenclown
  • Hyperaktivität

Wird eine Legasthenie nicht rechtzeitig erkannt und das Kind nicht gezielt gefördert, verlieren viele Kinder den Spaß am Lernen, es treten Verhaltensstörungen auf und die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder kann behindert werden. Diese Folgeerscheinungen werden häufig mit Ursachen der Legasthenie verwechselt.


Wichtig:
Eine gründliche fachärztliche Voruntersuchung

Auch schlechtes Sehen und/oder schlechtes Hören können zu Lese-Rechtschreibschwierigkeiten führen und ist sogar ein häufiger Grund für falsche Legasthenie - Diagnosen. Daher müssen diese unbedingt vor einer Legasthenie-Diagnose fachärztlich untersucht und ggf. korrigiert worden sein.